Es ist August und mein Arbeitstag plätschert wie ein Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft so durch den Tag. Mit großen Erwartungen starten und unterm Strich nix geregelt bekommen, das gelingt mir in den Tagen vor dem Everest auch ganz gut.
Irgendwie rutscht meine Hose an diesem Tag. Kein Problem, oder doch? Am Ende vom Gürtel ist kein Loch mehr übrig, meine Hose hängt wie ein Schluck Wasser in der Kurve an mir. Mein Ziel vorm Everest abzunehmen, scheint zu fruchten. Wo sich früher mein „Knackpopo“ in die Jeans schmiegte, ist jetzt noch eine Menge Platz. In der Abteilung Oberbekleidung offenbart sich ein ganz ähnliches Bild, viel Stoff und wenig Inhalt. Hat die tägliche Ration Magerquark in Kombination mit Selbstkasteiung dann doch funktioniert? Mein Kleiderschrank sagt ja, die Waage vermeldet immer noch 2 kg über Wunschgewicht. Dabei hab ich noch nicht einmal meinem Sohn die Kinderschokolade weggefuttert. Stattdessen gab es für mich Rote Beete Saft.
Kopfkino mit Tunnelperspektive
Unsere Waage, diverse Excellisten, Strava, der Kalender, überall sehe ich Zahlen, die direkt zum Everest führen. Am 4. August habe ich 31 Durchläufe am Berg in meinem Poesiealbum Unterordner Sport notiert. Auf Strava kommentiert die Sportlergemeinde: „Das Matterhorn hast du schon mal.“ Mit dem halben Everest oder dem ganzen Matterhorn und dem anderen Schnick Schnack Einheiten, habe ich mir innerhalb einer Woche knapp 12.000 Höhenmeter in die Beine gedrückt. Klick, mein Kopf hat umgeschaltet, diese 62 Runden kann ich schaffen. Zu diesem Zeitpunkt sind es noch 28 Tage bis zum 1.September 7:30 Uhr Markusstraße. Ich bin schon bereit für den Everest, nur darf ich noch nicht.
Bild 1: Bergsport
Seit Juni haben >2200 Menschen in verschiedenen Gruppen den Kuhweg fast täglich bezwungen. Sie rannten, gingen, schoben Kinderwagen, trugen Boote, trugen Kinder, lachten, mussten leiden, jubelten, tranken, sanken auf die Knie, motivierten einander, schwitzten, versanken im Regen, aber sie alle liefen immer weiter. Gedankenspiele sind meine Freizeitbeschäftigung am Berg für die verbleibenden Tage. Wieviel Höhenmeter passen in ein Stunde Zweiradvergnügen? Sind 120 ml Getränk genug für eine Runde Kuhweg? Mit welchen Tapetenabrieb muss ich rechnen, wenn ich mit 60km/h mit dem Asphalt in Kontakt trete? Bis zu welchem Zeitpunkt kann ich mir noch eine Erkältung leisten? Was tun bei Magen Darm? Von einem möglichen Supergau zum nächsten und wieder zurück. Wenn ich auf dem Rad sitze, schiebe ich die Gedanken weg. Jede Trainingseinheit funktioniert, meine Trainingswerte sind sehr gut, was soll schon passieren? Wenn es passiert, dann kann ich es nicht ändern, Radsportlerschnupfen ist der Superlativ der Männergrippe, ich schaue der Gefahr ins Auge.
Bild 2: Kurvig im Abgang
Kurios, sehr schön und bald ein Backstreet Boy
Wenn ich vor die Haustür trete, erwarte ich generell alles, doch diese Aussage hatte mich etwas unvorbereitet getroffen: „Herr Rose, was ich Ihnen schon einmal sagen wollte, Sie sind ein ganz toller Mann.“ Punkt oder Ausrufezeichen, keine Ahnung, ich fühlte mich äußerst geschmeichelt und sagte Danke zur Nachbarin. Nach einem Termin des Elternausschuss im Kindergarten brachte meine Frau mir ein Kompliment mit. Eine Person, die ich an dieser Stelle nicht nennen darf, liest meinen Blog und findet ihn gut. Mein Blog wird gut gefunden, ich freu mich! Solche Worte sind besser als hundert Klicks in der Statistik. Natürlich bleibe ich ganz cool, während ich innerlich tanze.
„Hallo Du, vielen Dank, dass du meine Texte liest und Gefallen daran gefunden hast. Ich wünsche Dir weiterhin gute Unterhaltung bei meinen nächsten Beiträgen“
Ein Autogramm habe ich auch schon vergeben, irgendwie neu für mich, aber durchaus machbar. Es ist nur ein paar Tage her, da fragte mich eine junge Frau nach einem Selfie. Erst einmal musste ich mich umdrehen, um zu schauen, ob sie auch wirklich mich in Betracht gezogen hatte. Das tat sie. Warum also nicht. Wenn ich jetzt noch mit offenem Hemd im Regen tanze und singe, dann bin ich bestimmt in naher Zukunft ein Backstreet Boy oder zumindest DJ Bobo.