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Everest-Radl

Sie sprechen von #newbikeday oder sie huldigen den Zeitpunkt der Niederkunft des neuen Zweirads als glückliche Vereinigung von Geburtstag, Ostern und Weihnachten in einem Kalendertag. Gängige Formulierungen, die Radsportler gerne von sich geben, wenn sie ihr neues Werkzeug in den Händen halten oder es unter die Pobacken klemmen. Natürlich bin ich ähnlich aufgekratzt beim ersten Radkontakt, wie ein Jüngling unterwegs zur Liebsten. Doch dieses neue Zweirad schreibt auch eine Geschichte fort.

 

Mein neues Rad ist ein Scott Scale RC. Endlich wieder ein Scott. Mehr als zwanzig Jahre muss ich zurückschauen, als ich mein erstes Scott-Produkt in den Händen hielt. Vielmehr hielten mich damals neue gelbe Scott Klickpedale so fest, dass ich mich willenlos in eine Wiese purzeln ließ. Auch wenn unser Kontakt inniger war als angenommen, so entstand in den folgenden Jahren eine enge Bande zwischen Scott und meinen Radsportambitionen. Im Jahr 1999 kaufte ich mir für 5.700 DM mein erstes Wettkampfrad. Danach war ich pleite, doch den Kauf habe ich nie bereut. Nach einer kurzen Markenunterbrechung sicherte ich mir 2003 einen tollen Scandium-Rahmen von Scott, bevor ich in den Jahren 2006 und 2007 mit Scott Scale beim Rahmenwerkstoff auf Carbon wechselte.

 

Nur 3702 Tage nach meiner letzten Ausfahrt auf einem Rad der Schweizer Marke mit US-amerikanischen Wurzeln, spazierte ich am 05.06. diesen Jahres bei Monz Fahrradwelten durch die Pforte zum Glück und erhielt mein Everest-Bike. In Carbon gebackene Fahrraderotik! Einmal-Zwölf Schaltungsglück gefräst und gebacken von Sram, 100mm luftiger Rock Shox Federweg gabelt sich am Vorderrad, DT-Swiss Laufradqualität dreht sich auf Steckachsen, Syncros baut mir ein feines Cockpit, eine entspannte Sitzgelegenheit richtet Syncros ebenfalls her. Und wenn wir doch einmal innehalten oder anhalten wollen, wird von den Sram Level Bremsen der Anker geworfen.

 

Fakten hin oder her, am ersten Abend wollten wir nur einander kennenlernen, und so streichelte ich mein neues Rad in den Schlaf. Natürlich durfte das neue Rad die ersten Tage in der guten Stube nächtigen. Doch so ganz ohne zarte Optimierungsversuche ging es natürlich nicht. Die Maxxis Bereifung wanderte fein säuberlich in einen Karton, dafür durften filigrane Schwalbe Furious Fred 2.0 unterfüttert mit Tubolito-Schläuchen im Felgenbett Platz nehmen. Entgegen dem stimmigen Farbkonzept von Scott wurden die roten gegen pinkfarbene Griffe getauscht. Passt optisch nicht ins Bild, doch pink war die Farbe meines kürzlich verstorbenen Freundes Mario „Muschi“ Peters und er wäre am 1. September zur Unterstützung auch in Trier gewesen.

 

So ging es zur ersten Probefahrt. Fünf Durchläufe am Kuhweg in Trier West. Was neues Material so alle bewirken kann, erlebte ich an diesem Nachmittag. Etwas ungläubig beäugte ich die Uhr, doch es war nicht zu ändern, im Durchschnitt waren es 30-40 Sekunden weniger als in der Vorwoche, die ich für einen Durchlauf benötigte.

 

Dieses Bike kostet ein kleines Vermögen, ungefähr so viel wie Herr Neymar(Fußballprofi bei PSG) in knapp 82min Lebenszeit fürs Bälle streicheln sich brutto auf den Gehaltszettel vermerken lässt. Ausgestattet zu sein mit solch exklusiven, hochwertigen Material für die Zeit der Vorbereitung und der Durchführung des Everestings ist ein Privileg, für das ich Monz Fahrradwelten und speziell Frank Lehnen besonders dankbar bin. Neben dem Rad erhalte ich den Service bis zum Everest am 1. September und das Vertrauen in unser Vorhaben.

 

Und dann geht es wieder raus zum Training. Mein Gesicht wird umschlungen sein von einem breiten Grinsen, wenn ich auf mein Rad steige. Nur noch wenige Wochen bis zum Gipfelsturm, und spätestens dann bin ich wieder so nervös, wie ein Jüngling unterwegs zur Liebsten!

 

Bild: ich

 

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